
SÜDTIROLS TAKTGEBER
MARTIN FORADORI HOFSTÄTTER HAT IN SEINEN ENTSCHEIDUNGEN IMMER WIEDER EIN UNTADLIGES GEFÜHL FÜRS TIMING BEWIESEN, OB BEIM FAMILIENGUT J. HOFSTÄTTER IN TRAMIN ODER BEI ZUKÄUFEN WIE DR. FISCHER AN DER SAAR UND MASO MICHEI IM TRENTINO
Von PAULA REDES SIDORE Fotos CHRISTOF HERDT
Gepflegt und gut gekleidet, strahlt der renommierte Südtiroler Winzer Martin Foradori Hofstätter bei seinem Besuch in der Wiesbadener FINE-Redaktion zeitlose Eleganz aus. Deutsch mag seine Muttersprache sein, doch ein angeborenes Gespür für italienischen Stil ist offensichtlich. Seine braune Lederjacke trägt er lässig offen, seine schwarz gerahmte Brille sitzt tadellos. Er lehnt seine große, schlanke Gestalt an den modernen Bürotisch, als wäre der eine verwitterte Picknickbank in einer seiner Weinlagen in den Bergen, umgeben von der Natur und den kupferfarbenen Beeren seiner jahrzehntealten und hoch geschätzten Gewürztraminer-Reben.

1959 stellte Martins Vater Paolo die Weichen für das Weingut und damit auch für die Region, indem er seinen ersten Pinot Nero aus dem Ansitz Barthenau kelterte, den wiederum sein Vater Vittorio Foradori 1941 erworben hatte. Die Rebstöcke stehen dort gegenüber dem Traminer Weingut auf einem Hochplateau auf der kühlen Ostseite des Tals, wo die Sonneneinstrahlung begrenzt ist und der Pinot gut gedeiht. Der Wind lässt die Luft durch den Alpenkorridor zirkulieren, die Kalksteinböden geben den Reben das nötige Wasser. Heute ist ein Großteil des Mazzon-Gebiets mit Pinot-Noir-Reben bepflanzt, aber Paolo Foradori war mit seinem Barthenau-Pinot der erste Winzer hier, der die Früchte selbst vinifizierte – einschließlich derer von inzwischen über 70-jährigen Reben, den ältesten in ganz Südtirol, die heute in der begehrten Barthenau Vigna Roccolo verwendet werden –, anstatt sie an eine lokale Kellerei als Verschnittpartner für Vernatsch zu verkaufen.
Doch das war nicht die einzige Innovation des »Vaters des Südtiroler Blauburgunders«. Er entschied sich auch dafür, den Wein nach dessen Herkunftsort zu benennen und nicht mit einem erfundenen Fantasienamen, wie es damals üblich war. Fast drei Jahrzehnte später, im Jahr 1987, brachte er den Barthenau Vigna S. Urbano Blauburgunder auf den Markt und wies damit erstmals eine bestimmte Parzelle auf dem Etikett aus – und wurde so zum Vorläufer der Vigna-Klassifikation. Martin Foradori Hofstätter hat weitere Vigna-Weine ins prestigeträchtige Portfolio aufgenommen und baut auch in anderer Hinsicht auf der Philosophie seiner Familie auf. »Mein Vater hat mir irgendwie den Weg vorgegeben«, sagt er über die neue gesetzliche Klassifizierung der Weinberge, die erste in Südtirol, »unser Betrieb war schon immer fast fanatisch in diese Richtung geprägt. Nun ist dieses Lagendenken auch endlich auf ganz Südtirol übergeschwappt.«


Auch wenn die Rebberge an der Saar längst nicht so alpin sind wie die bei Tramin, fühlt sich der Südtiroler Riesling-Fan hier wohl
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Erschienen am: 13. Dezember 2024
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