ZEITREISE MIT SPÄTBURGUNDER

EIN JAHRHUNDERTEREIGNIS: DIE VERKOSTUNG VON 91 JAHRGÄNGEN VOM ASSMANNSHÄUSER HÖLLENBERG ERLAUBTE EINEN BLICK ZURÜCK IN DIE WEINGESCHICHTE BIS 1882

Fotos ARNE LANDWEHR

Höllenberg – was für ein Name! Doch mit dem Inferno hat die berühmte Lage oberhalb von Assmannshausen am Ostufer des Mittelrheins zum Glück überhaupt nichts zu tun, weder in der Qualität der Weine, die sie hervorbringt, noch sprachhistorisch: Vermutlich ist die Bezeichnung mit dem Wort »Halde« verwandt und verweist auf den Steilhang mit seinen bis zu 65 Prozent Neigung. Da der Höllenberg überdies nach Süden bis Südwesten ausgerichtet ist und der Phyllitschiefer in seinem Boden die Sonnenwärme hervorragend speichert, reiften und reifen hier mitten im Rheingauer Riesling-Land außergewöhnliche Spätburgunder heran.


Auf Schloss Biebrich hielt Dieter Greiner, Geschäftsführer von Kloster Eberbach, die 1882er-Flasche, die FINE-Herausgeber Ralf Frenzel entkorkte.


Dem besonderen Rang dieser auch im Ausland geschätzten deutschen Rotweinlage entsprechend hat FINE schon mehrfach Höllenberg-Verkostungen durchgeführt, noch nie aber eine solche Punktbohrung wie jetzt am 25. und 26. April 2022: Ging es bei früheren Gelegenheiten auch um den Vergleich verschiedener an diesem Hang vertretener Güter, konzentrierte sich diese Probe ganz auf die kaum fassbare Jahrgangstiefe, die in den Kellern des Weinguts Kloster Eberbach zu finden ist. Gewissermaßen als Aperitif gab es im barocken Wiesbadener Schloss Biebrich zunächst einen Flight vom Rüdesheimer Berg Schlossberg, danach bekamen die versammelten internationalen Experten 91 Jahrgänge Assmannshäuser Höllenberg mit unterschiedlichstem Charakter auf den Tisch. Große Gewächse aus jüngerer Zeit standen da neben den Spätlesen, Auslesen oder Eisweinen, die – vielfach als Weißherbst – in den 1970erbis 90er-Jahren entstanden sind, aber auch verblüffend gut erhaltene historische Beispiele der 1920er- bis 60er-Jahre, eine Edelbeerenauslese aus John F. Kennedys Geburtsjahr 1917 (die dem Präsidenten selbst 1963 serviert wurde) sowie schließlich ein nach Ehrfurcht erweckenden 140 Jahren noch immer fruchtig-vitaler 1882er. Für FINE waren auf Schloss Biebrich neben dem Herausgeber Ralf Frenzel die erfahrenen Verkoster Stuart Pigott und Stephan Reinhardt dabei. Ihre Eindrücke und durchaus verschiedenen Blickwinkel sind auf den folgenden Seiten zusammengefasst.

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Unsere Autoren Stuart Pigott und Stephan Reinhardt stehen im Gruppenbild als Zweiter und Dritter von links in der hinteren Reihe.

Schloss Biebrich in Wiesbaden.